Niemand sagt: „Schatz, ich fahre mal eben unter Benutzung des Autos zwecks Einkaufs in den Supermarkt.“ Doch in geschäftlicher Korrespondenz erlauben sich viele Unternehmen – ohne weiter nachzudenken – schlimmstes Bürokratendeutsch. Zum Beispiel: „Dieses SEPA-Mandat hat Gültigkeit bis zum schriftlichen Widerruf.“ Dabei ist „Dieses SEPA Mandat gilt, bis Sie es schriftlich widerrufen“ viel einfacher zu verstehen.
Verben bestimmen unseren Alltag
Im Alltag reden wir in Verben. Substantivierungen sind Verallgemeinerungen und daher abstrakter. Kinder müssen diese Abstraktion lernen. Etwa im dritten Schuljahr bekommen sie die Aufgabe: Mach aus einem Tunwort ein Hauptwort. Das ist eine große gedankliche Leistung und gut zur Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten, doch im Grunde gilt unser Leben lang: Verben sind einfacher und klarer als Substantive.
„Verben machen Ihre Texte lebendig. Sie schaffen Klarheit und sie sprechen den Adressaten an“
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Das Problem: Prozesse und Systeme werden meist abstrakt beschrieben. Diese Abstraktion drückt die allgemeine Gültigkeit aus. So steht es deshalb in Handbüchern, Dienstanweisungen und Systembeschreibungen. Da ist das auch in Ordnung. In der konkreten Kommunikation steht jedoch der Einzelne im Vordergrund: Wer macht was?
Denken Sie an Ihren Nachbarn!
Wenn beispielsweise ein Kunde kündigt, fragen ihn viele Energielieferanten, um die Kündigungsfrist festzulegen: „Handelt es sich um einen Umzug oder einen Lieferantenwechsel?“ Doch ist dies keine Alltagssprache. Oder würden Sie beim Anblick des Möbelwagens vor der Tür Ihres Nachbarn fragen: „Handelt es sich um einen Umzug?“ Nein! Sie fragen: „Ziehen Sie um?“ Sie benutzen das Verb „umziehen“ und nicht das Substantiv „Umzug“. Fragen Sie daher auch Ihre Kunden per Brief oder E-Mail: „Ziehen Sie um oder wechseln Sie den Lieferanten?“
Merke
Verben machen Ihre Texte lebendig. Sie schaffen Klarheit und sie sprechen an. Verwenden Sie sie. Ihre Leser werden es Ihnen danken.
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