Das operative Innovator`s Dilemma | trurnit Blog

Das operative Innovator`s Dilemma

Zebra-Herde

Alles und jeder spricht über die Notwendigkeit von Innovation. Auch Stadtwerke tun das. Oft ist Innovation sogar ein Kernelement der Unternehmensstrategie.

In der Regel sind das solche EVU, die nicht hoffen, dass es sich wieder einmal um ein Thema handelt, das irgendwann aufhört, weil der deutsche Energiemarkt so toll und stabil ist. Meist sind das Versorger, die die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen wollen. Und wirklich: Dass es bis jetzt bei den meisten noch gut läuft, ist kein Beweis dafür, dass alles gut ausgehen wird!

Lange Lunte, lauter Knall

Deloitte Digital hat das vor Jahren bereits in der „Disruption Map“ sehr gut visualisiert. Die Lunte bei Energieversorgern ist lang. Aber sie brennt, und der Knall am Ende ist groß und laut …

Disruption Map nach Deloitte

Disruption Map nach Industrien (Quelle: Broschüre «Überlebensstrategie Digital Leadership» und Analysen von Heads! Executive Consultancy und Deloitte Digital, April 2015) © Broschüre «Überlebensstrategie Digital Leadership» von Deloitte Digital

Und für alle, die sich mit Themen wie Innovation und Disruption beschäftigen, ist das 1997 erschienene Buch „Innovator`s Dilemma“ von Clayton M. Christensen inzwischen ein Klassiker geworden. Aber neben dem fundamentalen strategischen Dilemma für Unternehmen gibt es auch ein sehr konkretes operatives Problem.

Produktlastiges Denken

Oft kommt der Antrieb zum Thema Innovation aus dem Marketing und Vertrieb. Hier braucht man für den nächsten Erfolg immer das neueste Produkt. Nicht umsonst ist „NEU“ das meistgebrauchte Wort in der Werbung. Und so wird das Thema Innovation sehr markt- und produktlastig angegangen und schnell ist man so im Feld der Produkt- bzw. Tarifentwicklung.

Das Problem dabei? Je besser jeder Einzelne in diesem Spiel wird, je mehr Best-Practices übernommen werden, je stärker auf die gleichen Branchenstudien und vorhandenen Kundenmeinungen gehört wird, desto ähnlicher werden sich Produkte und somit ganze Unternehmen. Oder wie es Kie Lee auf Twitter mal auf den Punkt gebracht hat.

„If you spend all your time looking at your competition, your products will look like your competition´s ass.“

Je intensiver wir also daran arbeiten, desto ähnlicher werden wir unseren Wett- und Mitbewerbern. Denn wenn alle an den gleichen Orten suchen, werden sie oft das Gleiche finden. Wie kommen wir aus diesem operativen Innovators Dilemma raus? Drei Vorschläge fürs Erste.

„Best-Practices zu übernehmen ist normal, aber nicht innovativ. Je mehr #EVU diesen Weg gehen, desto ähnlicher werden sich Produkte und Unternehmen. Beantworten Sie lieber die Frage: Was macht uns und unseren Standort besonders? @trurnitGruppe http://trurn.it/IsYv“

Raus aus der Uniformität

Fangen wir einfach an. Es geht nicht um neue Produkte und Tarife, sondern um neuen Wert, den wir für die Kunden schaffen. Dieser kann nah, aber auch weit weg vom bisherigen Produkt sein. Drei erste mögliche Fragen:

  • Für was bezahlt uns der Kunde eigentlich und wie viel sinnlose Verschwendung produzieren wir bei dieser Nutzenerbringung?
  • Wie können wir unser Kernprodukt smart machen und wie können wir es um eine Nutzen stiftende Systemwelt für und beim Kunden erweitern?
  • Welche Alternativen hat der Kunde zu unserem Angebot und was ist an diesen gut und schlecht?

Ganzheitlich denken

Zweitens sollten wir den Blick auf das Thema Innovation erweitern, und die Bereiche Strategie, Struktur und Kultur im Unternehmen miteinbeziehen. Es geht nicht nur um das WAS, sondern ebenso um das WIE und WARUM (vor allem bei Dienstleistungen). Drei weitere (unter vielen anderen) spannende Fragen:

  • Wie nimmt das Unternehmen Impulse von außen auf und wem wird hier ernsthaft zugehört?
  • Warum arbeiten wir immer wieder genau so und nicht anders zusammen? Und warum ändern wir das nicht?
  • Warum sind wir (vermeintlich) nicht innovativ? Und was ist daran gut und schlecht?

Den lokalen Fokus schärfen

Drittens (exklusiv für lokale Unternehmen) sollten wir den Blick dahin wenden, wo wir einzigartig sind und klare Wettbewerbsvorteile besitzen. In Richtung Standort. Dort können wir die Suche nach Potenzialen und Chancen für Innovation in allen Facetten starten. Von der Smart home Lösung, über Quartierslösungen bis hin zur ganzheitlichen Smart City. Drei Fragen für local heroes:

  • Welche spezifischen Standortpotenziale liegen bei uns vor? Wo gibt es Überschneidungen mit unseren Stärken und Fähigkeiten?
  • Welche geschäftlichen Vorteile haben wir von einer aktiven Förderung der Standortentwicklung? Und wo wollen wir einen Beitrag leisten?
  • Was macht uns und unseren Standort besonders? Wer sind wir? Warum sind wir so? Und wie wollen wir sein?

Think big(ger)

Probieren Sie es aus. Denken Sie größer. Und mit lokaler Erdung. Dann klappt’s auch mit der Innovation.

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